Interview Céline Schiess CFO & CHRO der Firma L. KLEIN SA

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1. Was bedeutet Innovation für Sie?

«Innovation ist für mich eine stetige Weiterentwicklung – Stillstand ist Rückstand. Vertrauen in sich, die Mitarbeitenden und in die Sache ist hier grundlegend. Zudem müssen Fehler zugelassen werden, denn in der Angst Fehler zu machen, entsteht nichts Neues. Auch auf persönlicher Ebene haben innovative Herangehensweisen einen hohen Stellenwert (z. B. konstante Selbstoptimierung). Als Geschäftsführer:in hat man die Aufgabe, souverän und strategisch ein Unternehmen zum Erfolg zu geleiten. Dies funktioniert nur, wenn man am Puls der Zeit bleibt und sich immer weiterentwickelt. Man hat eine Vorbildfunktion und umso wichtiger ist es, an sich selber zu arbeiten und mit gutem Beispiel voranzugehen.»

2. Nachhaltigkeit wird bei der L. KLEIN SA gross geschrieben? Wie wird dieser Aspekt in Ihrem Unternehmen umgesetzt und wie macht sich diese Grundhaltung bemerkbar?

«Nachhaltigkeit im herkömmlichen Sinn hat sich die Firma L. KLEIN SA schon lange als Grundpfeiler gesetzt. Das uns dieser Pfeiler auch im ökologischen Sinn am Herzen liegt, sieht man in jedem Winkel unseres Firmengebäudes. Beispielsweise an den Solarpanels, an den Regenwassertanks für sanitäre Anlagen, an der Holzheizung und besonders an der nachhaltigen Bauweise. Nachhaltigkeit ist bei der L. KLEIN SA kein Trend – bei uns ist das tief verankert. Wenn man mit uns arbeitet oder unser Firmengebäude betritt, spürt man, dass Nachhaltigkeit für uns persönlich und geschäftlich eine Selbstverständlichkeit ist. Mitarbeitende, Kunden und Lieferanten schätzen das sehr, weil es nicht aufgesetzt wirkt. Eigentlich sollte das überall Normalität werden, daher werben wir auch nicht speziell damit. Im gesellschaftlichen Sinn spielt Nachhaltigkeit ebenso eine bedeutende Rolle. Wir pflegen Geschäftsbeziehungen, welche bereits seit gut 60 Jahre andauern. Es sollte sich immer für alle eine Win-Win-Situation daraus ergeben. Nachhaltigkeit wird häufig mit Mehrkosten in Verbindung gesetzt. Wenn man es richtig macht, ist eine nachhaltige Handlungsweise langfristig sogar kostengünstiger. Eine langjährige Partnerschaftspflege beispielsweise: Man muss nicht ständig neue Geschäftspartner suchen, man hat weniger Testläufe und man hat weniger Enttäuschungen, weil alles auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Dank langjähriger Geschäftsbeziehung kann man sich auch gegenseitig besser einschätzen.»

3. Frau Schiess – 22 Jahre und bereits erfolgreich als CFO/CHRO für die L.KLEIN SA im Einsatz. Wie war es für Sie, die Verantwortung und Aufgaben in dieser Position zu erhalten?

«Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Da ich vorher noch nicht über das nötige Fachwissen verfügte, ist es ganz klar, das ich noch Hilfe benötigte. Ohne meine Berater hätten wir das bestimmt nicht so gut geschafft. Selbstverständlich war das erste halbe Jahr eine Herausforderung, aber gemeinsam haben wir das super über die Bühne gebracht. Ich sehe das Alter eher als eine Zahl. Natürlich bin ich im Verhältnis zu anderen Führungspersönlichkeiten sehr jung – aber ich fühle mich bereit, um die Aufgaben, die meine Position mit sich bringt und die damit verbundene Verantwortung anzunehmen. Ich fokussiere stets das Ziel, versuche dieses mit Variantendenken zu erreichen und bin offen für Neues. Es kann durchaus vorkommen, dass ich unkonventionelle Wege beschreite.»

4. Erinnern Sie sich an das erste Gefühl, welches Sie verspürt haben, als Sie alles übernommen haben?

«Im ersten Moment dachte ich, dass das ein schlechter Scherz sei. Jedoch wusste ich, dass ich ein starkes Team an meiner Seite haben werde. Also entschied ich mich, es einfach anzupacken und loszulegen.»

5. Haben Sie geheime Erfolgstipps für Frauen unter 30, die eine ähnliche Karriere anstreben bzw. viel Verantwortung übernehmen müssen in ihrem Job/oder eine Karriere verfolgen, welche viel Verantwortung trägt?

«Wenn man viel Verantwortung übernehmen möchte, ist die eigene innere Grundeinstellung fundamental. Nicht darüber nachdenken, ob man etwas schafft oder nicht, sondern machen. Seid mutig! Gerade in der heutigen Zeit hat man die Chance, mehr zu erreichen als unsere Mütter und Grossmütter. Ich denke auch, dass das derzeitige gesellschaftliche Umdenken in Bezug auf die Geschlechterrollen viele Chancen mit sich bringt. Vielleicht auch ein Appell an die Frauen: Seid stolz eine Frau zu sein. Man hat als Frau extrem viele Pluspunkte, welche für einen Arbeitgeber vorteilhaft sind. Frauen sollten nicht das Gefühl haben, dass sie ein Mann sein müssen, um Erfolg haben zu können.»

6. Die L. KLEIN SA ist seit über 75 Jahren erfolgreich im Edelstahl- & Metallbusiness am Markt tätig. Wie fühlt es sich an, in 3ter Generation ein Teil dieses Familienbetriebes zu sein?

«Sehr gut! Für mich ist diese besondere Gelegenheit auch keine Selbstverständlichkeit. Da ich bereits als «chline Pfupf»/kleines Mädchen viel Zeit hier verbracht habe, ist es sehr schön, auch heute noch ein wertvolles Mitglied der L. KLEIN SA zu sein. Manche Menschen, die heute immer noch hier arbeiten, kenne ich schon fast mein ganzes Leben lang. Daran zu denken, dass mein Grossvater bereits hier zum Aufbau des Geschäfts beigetragen aht, gibt mir das Gefühl, hier zu Hause zu sein und das erfüllt mich mit Freude.»

7. Gibt es eine Erfolgsgeschichte in Ihrer bisherigen Karriere, welche Sie mit uns teilen möchten?

«Jedes Mal, wenn das Konto auf den Rappe stimmt. *lacht* Nein, Spass beiseite. Für mich ist jeder Tag, an dem ich hier sein kann, ein Erfolgserlebnis. Man befindet sich zwar an einem anderen Ort als im Privatleben, macht aber trotzdem das, was einem gefällt und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste im Leben.»

8. Intelligenz, Leidenschaft und Empowerment/(Selbst-)Disziplin- All das macht Sie aus und bietet Ihnen die notwendige Stärke, um Karriere zu machen. Haben Sie eine Person in Ihrem Leben, welche Sie besonders inspiriert?

«Alles, was mich besonders beeindruckt, inspiriert mich. Ich finde es gut, wenn man sich nicht nur an einer Person orientiert. Ich bevorzuge es, einen Mix verschiedenster Einflüsse anzunehmen und so das Optimum für mich selbst herauszuholen.»

9. Wofür sind Sie besonders dankbar?

«Für alle schönen Momente, oft auch für schwierige Erlebnisse. Diese Situationen waren stets lehrreich und hatten grossen Einfluss auf meine Weiterentwicklung. Ich bin auch dankbar für jeden Augenblick, den ich bewusst leben konnte. Ich denke, das geht heutzutage viel zu oft vergessen und daher sollte man am eigenen Bewusstsein am meisten optimieren.»

10. In stressigen Situationen sehnen wir uns oft nach Erholung und Entschleunigung. Wie tanken Sie in diesen Phasen neue Energie?

«In stressigen Situation lade ich meine Energiereserven mit Sport wieder auf. Ich mache viel Ausdauer-& Kraftsport, ich bin oft auf meinem Renner unterwegs, ich reite, ich spiele Badminton, ich mache HIIT (High Intensity Interval Training) und vieles mehr – eigentlich bin ich für jede Sportart zu begeistern. Pro Tag reserviere ich einen gewissen Zeitraum für mich. Ich nenne das „Céline-Zeit“ und die verschiebe ich auch nicht. Hier kommuniziere ich ganz klar, dass ich nicht verfügbar bin. Da mir Bewegung besonders viel Kraft gibt, nutze ich 90 % meiner Freizeit für Sport. Ein weiterer Aspekt ist, dass ich beim Sport den Kopf freibekomme und an andere Sachen denken kann.»

11. Worauf sind Sie bei der L.KLEIN SA besonders stolz?

«Die Menschen, die bei uns arbeiten, geben täglich ihr Bestes, lachen dazu und verbringen eine gute Zeit zusammen. Erstens macht das viel Spass und zweitens hat man das Gefühl, Teil einer zweiten Familie zu sein. Klar läuft es manchmal besser und manchmal weniger gut, aber gemeinsam hat man einfach mehr Freude im Arbeitsalltag. Vor allem der Erfolg, den wir derzeit hier erleben, ehrt mich. Wir erleben ihn nicht nur, sondern wir erschaffen ihn auch und das erfüllt mich mit Stolz.»

12. Respektvoll mit der Umwelt und den vorhandenen Ressourcen umzugehen, ist in der L.KLEIN SA tief verwurzelt. Ist Ihnen dies auch persönlich ein priorisiertes Anliegen?

«Definitiv. Meines Erachtens nach ist ein respektvoller Umgang mit Ressourcen das A und O. Man spricht immer vom Geben und Nehmen – derzeit nimmt man von der Natur hauptsächlich und jetzt ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben. Unser gemeinsames Ziel sollte sein, möglichst wenig zu nehmen und daraus das Maximum zu nutzen. Bei uns, der Familie Schiess, ist das auch privat sehr wichtig. Ich denke, da kann jeder noch Optimierungsarbeit leisten. In den vergangenen Jahren haben wir uns in dieser Hinsicht ein umfangreiches Fachwissen aufgebaut. Der Wissenstransfer ist mir hier persönlich ein besonders Anliegen und das möchte ich in Zukunft auch noch weiter ausbauen. Wir bieten hier jedem die Chance, sich bei unseren nachhaltigen Projekten zu engagieren und ein Teil von dem zu sein, was wir machen und leben. Auch wenn manche nicht aktiv dazu beitragen, können sie dennoch einiges für ihr Leben mitnehmen. Man muss für diese Grundhaltung auch ein Verständnis aufbauen. Erst dann kann man es ins eigene Leben integrieren und sich darauf einlassen.»

13. Was möchten Sie gerne der nächsten Generation mit auf den Weg geben, um in der Geschäftswelt Erfolg zu haben?

«Sei mutig, sei du selbst und glaub an dich. Ich denke, das ist wichtig und macht das Unmögliche möglich. Wenn du nur genug dran glaubst, kannst du alles erreichen. Vielleicht dauert es länger als geplant, aber das ist nicht schlimm. Heutzutage möchte jeder alles sofort erreichen – ich denke, Erfolg ist nicht unbedingt zeitgebunden. Erfolg kann sich in 3 Wochen, acht Monaten oder in 15 Jahren einstellen. Manchmal muss man den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Immer an die nächste Generation zu denken , ist für mich die wichtigste Botschaft. Wenn man das immer im Hinterkopf behält, handelt man stets nachhaltig und ich bin überzeugt, dass sich dies bezahlt macht.»

14. Work-Life-Balance, wie wichtig ist Ihnen das und wie managen Sie das in Ihrem Alltag?

«Work-Life-Balance ist derzeit ein trendiger Modebegriff, und meiner Meinung nach sind das Begriffe, die nicht getrennt werden sollten. In meinen Augen gehen Work und Life Hand in Hand. Wir bei der L.KLEIN SA und insbesondere ich persönlich, machen unseren Job gerne. Aus diesem Grund ist das ein Begriff, den wir bei uns nicht mehr verwenden. Unsere Einstellung ist, dass das Work auch mit Life zu tun hat. Viele haben das Problem, das ihnen ihre Arbeit keine Freude macht, sie nicht erfüllt oder arbeiten ein «Muss» ist. Da ist die Grundeinstellung zur Arbeit einfach falsch. Menschen, die diese Haltung haben, sind höchstwahrscheinlich generell sehr unglücklich und danach streben wir nicht. Was mir privat besonders guttut, ist Zeit mit der Familie zu verbringen oder mit meinem Partner wegzufahren – Céline-Zeit, eben.»

15. Was ist Ihre Vision für die L.KLEIN SA?

«Die Vision von L.KLEIN ist vor allem, die Lebensqualität zu steigern. Besonders für die Menschen, die ein Teil von uns sind. Der Ausbau des bereits erwähnten Wissenstransfers ist ebenfalls etwas, das wir weiterverfolgen. Mein visionärer Gedanke hierzu: Academy L. KLEIN SA. Gemeinsam mit der L.KLEIN SA fühle ich mich verantwortlich gegenüber jenen Menschen, die in diesem Metier über wenig Wissen verfügen. Innovation und die damit verbundene stetige Weiterentwicklung unserer Produkte ist eine weitere Vision der L. KLEIN SA – Stagnieren ist für uns keine Option.»

16. Wie verschaffen Sie sich als junge aufstrebende Geschäftsführerin, Respekt in Ihrem Arbeitsumfeld?/In Ihren jungen Jahren als Frau in der Geschäftswelt respektiert zu werden, ist bestimmt nicht einfach. Wie schaffen Sie es, sich als Führungspersönlichkeit den nötigen Respekt zu verschaffen?

«Respekt verschafft man sich durch den respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen. Respekt kann man nicht befehlen – man kann ihn bekommen. Lebe vor, was du erleben möchtest. Klar, Erfolgsgeschichten verbinden und bringen Respekt und Achtung mit sich, aber ich möchte kein Roboter sein. Ich möchte, dass alle respektvoll miteinander umgehen und wenn man das vorlebt, nehmen es die Mitmenschen automatisch an.»

17. Mit der Kaffeerösterei im Haus, haben Sie qualitativ hochwertigen Kaffee mit einer unvergleichlichen Aromavielfalt in unmittelbarer Nähe. Wie stark ist Ihr Kaffeegenuss angestiegen?

«Also, ich muss sagen von null auf 5-6 Espresso pro Tag. Es gibt Tage wo, es wirklich manchmal ausartet, aber es sind praktisch alle inspiriert worden von diesem fantastischen Kaffee. Wir trinken fast keinen fremden Kaffee mehr. Es ist wirklich Wahnsinn, was guter Kaffee ausmacht. Und es ist natürlich der Hammer, was das für Synergien mit sich gebracht hat. Alleine das Feeling in der Rösterei ist einfach harmonisch.»

18. Sie verfügen nicht nur im Arbeitsalltag über viele Pferdestärken, sondern hegen auch privat eine Leidenschaft für Pferde. Was gefällt Ihnen besonders am Reitsport?

«Mit Pferden zu arbeiten basiert auf einer sehr ehrlichen Beziehung. Das Tier spiegelt die eigene Persönlichkeit wider und daran merkt man sofort, wo man sich noch verbessern muss. Diese Art von Teamwork ist das, was mich seit 20 Jahren stetig wachsen lässt. Im Alter von zwei Jahren habe ich mit dem Reiten begonnen und mit fünf habe ich dann regelmässig Reitstunden genommen. Mein erstes eigenes Pferd bekam ich im Alter von zwölf. Die Verantwortung als Rossbesitzerin und das regelmässige Feedback vom Tier haben meinen Charakter sehr geprägt. Je klarer und strukturierter man arbeitet, desto ehrlicher ist die Antwort, die man bekommt. Diese Herangehensweise wende ich auch im Geschäft an. Das macht es einfacher, Menschen zu führen und Verantwortung zu übernehmen.»

19. Die Sommersaison steht vor der Türe? Bei welcher Glacesorte können Sie einfach nicht widerstehen?

«Fior di Latte ist mein Verführer. Aber immer im Becher, damit nicht alles über die Finger läuft *haha*.»

20. Was darf an Ihrem Arbeitsplatz nie fehlen?

«Aquenya-Wasser. Gutes Wasser ist ein Muss, sonst kann ich nicht arbeiten.»